Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass mich die allwinterlichen Medienberichte bezüglich Schimmelpilz heimsuchen werden. Jedes Jahr der gleiche Mist; nix Neues; Hauptsache die Tastaturen in den Redaktionen klappern.
Doch halt! Diesen Winter scheint es den Schreiberlingen selbst zu langweilig geworden zu sein, jedes Jahr alte Artikel neu aufzubügeln.
Nun hat man einen neuen Erzfeind im Focus, die Fassadendämmung… hier insbesondere die Dämmung mit Polystyrolplatten (ugs. Styropor). Eine sachlich kritische Auseinandersetzung wird meist nicht betrieben. Wozu auch, macht man beim Thema Schimmelpilz ja auch nicht.
Um den armen Polystyrolplatten den vollkommenen Garaus zu bereiten, schreckt man auch vor aberwitzigen „Versuchen“ nicht zurück. So tränkte man Polystyrolplatten mit Spiritus und zündete diese an… und oh Wunder… die Dinger brennen!!!! So, der Beweis ist erbracht, Polystyrol brennt! Na sowas!
Meine Güte, wenn man Holzlatten mit Spiritus benetzt, brennen diese auch! Und nun? Sollten jetzt alle Häuser in Holzständerbauweise verboten werden, weil Holz brennt?
Der Versuch zeigt nur eines: Wenn die fachlichen Argumente auszugehen scheinen, werden sich welche gebastelt.
Auch den Berechnungen/Werte/Lebensdauer/etc. der Schreiberlinge kann man nur bedingt Glauben schenken. Gemäß dem Motto: „Glaube nur der Berechnung, welche du selbst gefälscht hast“.
„Rentabilität erst nach 50 Jahren“ oder „Erste Instandsetzungen schon nach 15 Jahren“ oder „Keine messbare Energieeinsparung durch Fassadendämmung“! Solche, oder so ähnliche „Argumente“ kann man unendlich fortsetzen, spiegelt aber die Realität nicht wieder. Sicher gibt es auch gedämmte Fassaden, welche bereits nach 5 Jahren den Geist aufgeben, aber dieses nicht dem Material, sondern in der Regel der mangelhaften Verarbeitung geschuldet. Genau diese Fassaden werden dann all zu gern von der Presse ins Visier genommen und pauschal abrasiert.
Es gibt Polystyrolfassadendämmungen, welche bereits über 30 Jahre auf dem Buckel haben, keine Schäden an der Putzfläche oder gar Schimmelbefall in den Räumen vorhanden sind. Darüber berichten? Das macht nun wirklich keinen Sinn, würde dies doch dem momentanen Hype „Contra Dämmung“ so gar nicht in die Karten spielen.
Ja, die Industrie hat ihren Anteil dazu beigetragen, warum heute so negativ über die Fassadendämmung berichtet wird. Allem voran, die irrwitzigen Energieeinsparversprechungen bis zu 90%. Da kann ein Häuslebauer natürlich säuerlich reagieren, wenn dann vielleicht nur 10% herauskommen.
Nun, man kann die Fassadendämmung und deren Nutzen kritisch betrachten, aber dann bitte mit Berechnungen, welche ihren Namen verdienen. Also nicht mit den DIN linearen Einheitswerten.
So individuell ein Haus, so individuell sollten auch die Energieeinsparungsmaßnahmen (z.B. Dämmung) gewählt werden.
Für diejenigen, welche sich nicht auf theoretische Berechnungen verlassen möchten, gibt es eine praktische Hilfestellung: Fragen Sie bei Ihren Verwandten/Freunden/Bekannten, wer (und mit was) sein Haus gedämmt hat und nach den Erfahrungen in Sachen Energieeinsparung und Wohnqualität. Dies ist vermutlich der beste Indikator, falls man sich mit dem Thema Fassadendämmung auseinandersetzen will.
Ich befürchte nur eines: Wenn den Schreiberlingen das Thema Fassadendämmung auch zu langweilig wird, stürzt man sich wieder auf den armen Schimmelpilz. 🙁
Sehr guter Beitrag! Weiter so. Ich schreibe grade einen Artikel zu dem Thema und was akt. in den Medien abgeht ist eine Zumutung!
Vielen Dank für den gelungenen Gegenbeitrag zur allgemeinen Hetzerei.
Mein Eindruck ist bloß eher, dass der Schimmelpilz als Dauerbrenner in den Medien keineswegs aufgegeben wurde. Beide Themen führen nach meinem Empfinden eine ausdauernde Co-Existenz: Und sie werden uns sicher noch lange genug begleiten, so dass uns Sachverständigen allen nicht die Arbeit ausgeht, wenn es darum geht mit Vorurteilen über Schimmelpilze und Fassadendämmung aufzuräumen.
Danke für den sachlichen Artikel. Ich frage mich auch immer, was an der Dämmung nach 50 Jahren kaputt sein soll – vorausgesetzt der Putz ist immer in Ordnung.
Hallo,
das Netz ist voll von dermaßen gut geschriebenen und fachlich fundierten Informationen.
Leider …
liest der „Stammtisch“ diese blogs nicht.
Was kann man tun?
Vielen Dank für die Blumen. Eigentlich brauchts dafür nicht mal einen „Experten“. Der gesunde Menschenverstand reicht i.d.Regel aus, damit man merkt, was für ein Spiel die Presse gerade treibt.
Sehr guter Artikel zum Medienwahnsinn um den angeblichen Dämmwahnsinn!
Sehr schöner Kommentar zur aktuellen Debatte. Wir brauchen mehr davon und mehr Blogs von Experten wie Herrn Gieß.
Hier ist mein Beitrag zur Diskussion: http://www.energynet.de/2014/12/04/kampagne-gebaeudesanierung-verunsicherung/
Es gibt durchaus einige konstruktive Beiträge zu dieser Diskussion, nur erhalten die leider längst nicht die gleiche Aufmerksamkeit, wie die Massenmedien. Zum Beispiel in unserem WDVS-Info-Blog. Dort hat sich der Bauingenieur und Fachbuchautor Ronny Meyer auch mit den jüngsten Beiträge in Spiegel & Co auseinandergesetzt. Schaut doch mal vorbei: http://wdvs.enbausa.de
Gruß, Silke Thole
Ein Versuch wäre es jedenfalls wert. Zumindest sollte der Beitrag weiter geteilt werden.
Danke Jörg Linnig,
ich habe schon überlegt den Eitrag „der Welt“ und dem „Spiegel“ zu schicken. Habe aber berechtigte Zweifel, dass der Inhalt auf Gegenliebe stösst.
Danke,
seit langem endlich mal wieder ein konstruktiever Beitrag zu diesem Thema.
Danke,
Dies ist seit langem mal ein konstruktiver Beitrag zu dieser unsäglichen Diskussion.