Eine aktuelle Umfrage der Porsche Consulting GmbH im Auftrag des Marktforschungsinstituts Forsa!
Da habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich die groben Fakten der „unzufriedenen“ Bauherrschaften lesen durfte. Da aus meiner Sicht hier teilweise zu unrecht beklagt wird, möchte ich die „Ergebnisse“ einmal genauer beleuchten.
Zitat 1: „Jeder zweite Deutsche, der in den letzten fünf Jahren ein Haus gebaut oder eine neue Eigentumswohnung erworben hat, klagt über Mängel in der Ausführung.“
Für mangelhafte (Bau-)Leistungen tragen Bauherren ein Stück Mitverantwortung. Auch die extrem niedrigen Bauzinsen verleiten nicht, ein Stück weit mehr in Qualität zu investieren. „Mann“ will Topqualität zum niedrigsten Preis… und glaubt auch noch daran, dass dies funktioniert. Mal ehrlich: Jeder vernünftige Mensch weiß, dass man z.B. einen neuen Porsche Carrera nicht für 30.000 € käuflich erwerben kann. Das weiß der eigene Verstand. Allerdings bei Bauleistungen fängt der Verstand erst gar nicht an zu arbeiten. Aber wehe dem, wenn die Leistung nicht den eigenen (Qualitäts-)Vorstellungen entspricht. Nicht selten höre ich im Streitfall von Kunden, dass ihnen eigentlich schon bewußt war, dass die Leistung zu billig war…“ Da fehlen mir dann auch die Worte. Des Weiteren „spart“ der private Bauherr gerne auch mal an den Baubetreuungs-/ Bauleitungskosten. Viele Bauherrn übernehmen diese Leistungen in Eigenregie und stellen meist viel zu spät fest, dass man(n) dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Da liegt das Kind meist schon im Brunnen und die Suche nach den Schuldigen endet viel zu oft vor dem Richtertisch. Auch werden Zwischenabnahmen viel zu wenig in die Bauabläufe integriert und in der Vertragsgestaltung berücksichtigt. Allein hierdurch könnten Fehlleistungen noch kostengünstig korrigiert werden. Allerdings ein Kostenfaktor, welcher gerne eingespart wird.
Zitat 2: „Kritisiert wird außerdem die Unpünktlichkeit am Bau: Jedes fünfte Projekt wird nicht zum geplanten Termin fertig,…“
Nun, hier werden 2 ganz unterschiedliche Dinge in einen Topf geworfen. Unpünktlichkeit der Baufirmen ist das eine, die nicht fristgerechte Fertigstellung hat meist aber andere Gründe und mit einer Unpünklichkeit nichts zu tun. Da wären zum einen die Bauherren selbst, welche eine Finanzierung für die das neue Haus auf den Weg gebracht haben und natürlich ein Interesse haben, das neue Eigenheim so schnell wie möglich zu beziehen. Wer möchte schon gerne „unnötig“ weiter Miete des alten Heims bezahlen. Aus diesem natürlichen Eigeninteresse werden dann nicht selten viel zu kurze Bauzeitenpläne erstellt, welche das Paiper nicht wert sind auf dem sie stehen. Und leider werden die beauftragten Planer nicht selten ihrer Verantwortung gegenüber dem Bauherrn aber auch dem Handwerker nicht gerecht, indem versucht wird solche Zeitenpläne trotzdem einzuhalten. Das Ergebniss kennt man: Unzählige Überstunden bis zur Nachtarbeit an Baustellen. Diese Überbelastung hat einen erheblichen Anteil auf die Qualität und somit das Mängelrisiko (siehe Zitat 1) extrem steigt. Aber meistens mündet es darin, dass der zu kurz getaktete Bauzeitenplan nicht eingehalten werden kann.
Zitat 3: „Ebenso schwer wiegen unnötige Wartezeiten: 44 Prozent mussten Verzögerungen hinnehmen, weil die verschiedenen beteiligten Handwerksbetriebe nicht gut aufeinander abgestimmt waren.“
Eine gute Abstimmung zwischen Handwerksbetrieben ergibt sich aus einer professionellen Planung und die Zusammenstellung der beteiligten Firmen. Zeitliches Wunschdenken verhindet dieses aber oft. Kommt es zu einer Verzögerung in einem Gewerk, sind die nachfolgenden Firmen NEU zu koordinieren. Hier muss allerdings auch die eigenen Zeitplanungen der Handwerksfirmen berücksichtigt werden. Man kann als Bauherr nicht davon ausgehen, dass die Firmen täglich in den Startlöchern stehen und nur auf das GO warten. Grundsätzlich muss man anmerken, dass die Abstimmungsverantwortung nicht bei den Handwerkersfirmen liegt (dafür werden sie nicht bezahlt), sondern bei dem Planer/Bauleiter oder bei dem Bauherrn selbst, wenn er diese Leistung nicht beauftragt hat.
Zitat 4: „Unter den Streitigkeiten leidet das Image des deutschen Baugewerbes: 64 Prozent der Bauherren haben den Eindruck, dass es große Qualitätsunterschiede bei der Arbeit und der Kompetenz der Handwerker gebe…“
Auf vielen (meist größeren) Baustellen trifft die Bezeichnung „deutsches Baugewerbe“ nun wirklich nicht mehr zu. Zum einen bedingt durch EU-weite Ausschreibungen und Vergabe, aber auch durch Dumpingpreise „genötigte“ deutsche Handwerks- oder Baufirmen, welche sich nicht selten osteuropäischer Subunternehmer und deren Handwerker bedienen. Zwar lässt sich hieraus noch kein niedriger Qualitätsstandart ableiten, aber die Erfahrungen zeigen einen Tendenz eines geringeren Qualitätsniveaus. Dies zeigt sich u.a. durch fehlender Kenntnise deutscher Bauregeln und Baustandarts.
Fazit:
Die Unzufriedenheit der deutschen Bauherrn kann nicht allein auf schlechte Planungs- und/oder Handwerkerleistungen reduziert werden. Einen nicht unerheblichen Anteil zur eigenen Zufriedenheit haben die Bauherrn selbst in der Hand, wenn das anstehende Bauprojekt mit Verstand und Vernunft geplant und umgesetzt wird.
Meine Bauherren-Tipps:
- Lassen Sie Ihr neues Haus von einem versierten Architekten planen und den Bauablauf betreuen.
- Ein Bauzeitenplan sollte seriös erstellt werden. Jeder zeitliche Stressfaktor erhöht das Mangelrisiko.
- Nehmen Sie nicht das vermeindlich günstigste Angebot.
- Achten Sie darauf, dass sich die beauftragten Handwerker nach Möglichkeit untereinander kennen. Dies fördert die „Achtsamkeit“ der (Fremd-) Gewerke untereinander.
- Installieren Sie Zwischenabnahmen von einem neutralen Sachverständigen in den Bauablauf. Z.B. 1) nach Fundament; 2) nach Rohbauerrichtung; 3) nach Einbau Fenster/Türen/Installationen; 4) nach Innenputz/Estrich; 5) vor Aussenputz
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Sehr geehrter Herr Sedlmair,
einen passenden Baubegleiter finden Sie in der Regel durch Empfehlungen. Fragen Sie im Bekanntenkreis, Freunden, Arbeitskollegen, oder recherchieren Sie im Netz. Bei einem der Quellen werden Sie definitiv fündig.
Ich halte es für fast unmöglich, dass Sie als Laie eine Leistung- bzw. Baubeschreibung sachlich einordnen können. Dazu reicht „ein wenig nachlesen“ nicht aus.
Es sehe es wie Sie, dass 5 Begehungen für einen Neubau nicht ausreichend sind. Aber dies bleibt Ihnen überlassen, wieoft sich der Gutachter den Baustand anschauen soll. Wichtig nur, dass dies im Bauvertrag mit einem Bauträger/GU vereinbart wird.
Ihren letzten Satz könnte man so bezeichnen, nur mit dem Nachweis wird es schwierig.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Gieß
Im Grunde genommen muss ich Ihnen zustimmen – aber mit Einschränkungen. Das große Problem ist einen passenden baubegleiter zu finden. Wir waren z. B.beim VfB, bauherrenschutzbunc und TÜV. Überall hieß es, dass 5 baubegehungen durchgeführt werden. Das war uns aber zu wenig. Auch die Prüfung der Verträge und die dazu nötigen Hinweise könnte man sich durch ein wenig nachlesen selbst aneignen. Letztlich haben wir dann einen privatgutachter beauftragt. Aber auch hier weiß man im Vorfeld nicht, wenn man hier beauftragt, da man oftmals keine Referenzen einholen kann. Das gilt auch für die Liste der IHK. Wie finde ich als Privatperson heraus, ob diese Person fachlich kompetent ist?
Zum zweiten bzgl. billigheimer beim Hauskauf stimme ich auch zu. Aber ist ist auch so, dass die Baufirmen oftmals keine höhere Qualität anbieten. Auch auf Nachfrage wird mitgeteilt, nach meiner Erfahrung, dass die verwendete Qualität gut sei. Da hilft es auch nichts zu sagen, dass man eine höhere Qualität auch bezahlen würde. Bei uns hieß es nach der Vertragsunterzeichnung (wo die Baufirma plötzlich noch Sachen unterbringen wollte, die sie angeblich vergessen hätten): „wenn wir (der Gü) unser Angebot gleich so gemacht hätten, dann hätten sie das Haus nie bei uns gekauft (ich weiß nicht, ob man solche Aussagen von als betrügerisch ansehen soll?)
Endlich sagt Jemand, daß Qualität nur so erzeugt werden kann, wenn alle Ihre Aufgaben restlos und rechtzeitig erledigen. Der Häuslebauer wird mit niedrigen Preis gelockt. In den meisten Fällen hat er aber das wenige Geld auch nicht, „Fehlbeträge“ von 50-70T€ sind im Wohnungsbau keine Seltenheit. Die Folgen sind die „schwäbische Finanzierung“ (ich entschuldige mich bei den Schwaben, sollte eigentlich Bildzeitung-Finanzierung heißen), was von Abzügen lebt. Das Thema könnte noch weiter fortgesetzt werden…